Reisebericht vom 23. Oktober 2009

Der Yellowhead Highway führt uns direkt in den Jasper National Park. Bereits bei der Einfahrt in den Park müssen wir 20$ Gebühren zahlen. Der ganze National Park ist gebührenpflichtig, jedes Fahrzeug zahlt 20$ am Tag. Dies beinhaltet zwei Personen und ein Fahrzeug. Etwas widerwillig rücken wir die 20$ raus und erreichen nach einigen Kilometern die Stadt Jasper. Wiewohl ein hübscher Ort, wuchert Jasper ausschliesslich mit dem Pfund seiner Umgebung und bietet selbst keine besonderen Attraktionen. Die Hauptstrasse ist gesäumt von unzähligen Souvenir-Shops und Cafes. Nachdem wir uns mit allem Nötigen eingedeckt haben, verlassen wir die Stadt um einen Übernachtungsplatz (natürlich kostenlos) zu suchen. Nicht ganz einfach, wildes Campieren ist in den National Parks eigentlich nicht erlaubt. Deshalb stellen wir uns bei einer Rest Area etwas versteckt hinter Bäumen und Büschen hin. Ein Tarnnetz währe sicher auch sehr hilfreich.

Niemand hat uns in unserem Versteck bemerkt. Wir machen uns reisefertig, da wir zum nahe gelegenen Maligne Canyon wollen. Vom Parkplatz geht es in eine pittoreske Kalksteinschlucht. Mehrfach überquert der holpriger werdende Pfad den engen Canyon. Tief unten tost der Maligne River im Engpass. Von Jasper geht es auf dem Icefields Parkway durch die ganze Länge der Nationalparks Jasper und Banff bis Lake Louise. Diese 230 km werden gern als die schönste Gebirgsstrecke Kanadas gelobt. Und tatsächlich sind der südliche Abschnitt im Jasper und der Grossteil im Banff Nationalpark grandios. Auf der Strecke machen wir einen Abstecher zu den nur 23 m hohen, dennoch sehenswerten Athabasca-Falls. Unser nächster Haltepunkt bildet wiederum ein Wasserfall; die Sunwapta Falls sind weniger aufregend, umso mehr hat es uns der Souvenir-Shop angetan. Hier finden wir das Richtige, um in unserem Hüsli die schon längst geplante Indianerwand zu verwirklichen. Zu guter Letzt bindet Rico Monika an einen Marterpfahl, ob er den Knopf wieder lösen kann ist noch ungewiss! Einige Kilometer weiter verziehen wir uns in die Büsche zum Übernachten.

Die Strasse steigt rasch höher und erreicht bald die Baumgrenze. Die bekannteste Attraktion des Jasper Park, der Athabasca Glacier gehört zum 325 km2 grossen Columbia Icefield, das gleich 3 bedeutende Flusssysteme speist: Der Athabasca River ist einer der Quellflüsse des über 4‘200 km langen, ins Polarmeer strömenden Mackenzie River. Der North Saskatchewan River fliesst aus dem nördlichen Banff Park in den Lake Winnipeg in Manitoba und bahnt sich von dort als Nelson River nach 2‘470 km seinen Weg bis in die Hudson Bay. An der Westseite des Icefield fliessen die Gletscherbäche in den Columbia River, der nach 2‘000 km bei Portland/USA in den Pazifik mündet. Die Höhenlage und Kälteausstrahlung der Eismassen wirken sich spürbar auf das lokale Klima aus. Bei schlechtem Wetter kommen mitten im Sommer durchaus Schneeschauer vor. Das Icefield selbst liegt verborgen in der Höhe. Nur drei seiner Gletscher sind von der Strasse aus zu sehen. Mit dem Sunwapta Pass (2035 m) erreicht die Strasse ihren zweithöchsten Punkt und gleichzeitig den Banff Nationalpark. Zunächst führt der Icefields Parkway vom Sunwapta Pass auf einer langen, grandiosen Abfahrt ins Tal des North Saskatchewan River. Auf den nächsten 60 km begleiten eine ganze Reihe von Seen vor der Gebirgs- und Gletscherkulisse die Strasse. Ungemein reizvoll ist die immer wieder andere türkis-blaue Färbung dieser Seen. Die Farbnuancen werden durch die Art der aus den Gletschern stammenden Sedimenten und die wechselnde Sättigung des Wassers mit Mineralien verursacht. Nördlich von Lake Louise endet der Icefields Parkway am Trans Canada Highway. Der Ort besteht aus mehreren separaten Villen- und Ferienhausvierteln und einem kleinen Versorgungsbereich mit Einkaufszentrum.

14 Kilometer von Lake Louise entfernt liegt der Moraine Lake vor einer prächtigen Kulisse. In dem kitschig türkisblauen Wasser widerspiegelt sich die leicht weiss betupfte Gebirgskette. Ein atemberaubendes Panorama bietet sich uns von einem Hügel, was uns zwingt, unseren Fotoapparat heiss laufen zu lassen. Der Moraine Lake verdient mit Recht einen Platz auf unserer Top-Highlights-Liste.

Am nächsten Morgen wundern wir uns, warum so viele Autos auf der Strasse halten und fotografieren. Nachdem wir aus unserem Versteck gekrochen sind, wissen wir warum. Das Spiegelbild der Berge im „Herbie-Lake“ lässt uns den Atem anhalten. Nach getaner Foto-Session folgen wir dem Trans Canada Highway Richtung Osten und verlassen den Banff National Park. Unmittelbar an den Banff NP schliesst der Yoho Nationalpark an. Die Grenze zwischen Banff und Yoho Nationalpark markiert gleichzeitig die Provinzgrenze zwischen Alberta und British Columbia und die Wasserscheide zwischen Pazifik und Atlantik. Das Gebiet des heutigen Nationalparks Yoho wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Bau der ersten transkanadischen Eisenbahn erforscht. Die damals für die Schiene gewählte Route über den Kicking Horse Pass (1647 m) erwies sich Jahrzehnte später auch für die Trassenführung des Trans Canada Highway als geeignet. Da sich das 4,5%ige Gefälle der ersten Eisenbahntrasse westlich des Kicking Horse Pass als zu steil erwies – viele Waggons entgleisten -, wurde es bereits 1909 mit Hilfe zweier spiralförmig angelegter Tunnel auf 2,2% verringert. Die Tunnel schlagen einen Bogen von 226° bzw. 288°. Weil kanadische Güterzüge oft extrem lang sind, sehen wir die Lock am unteren Tunnelausgang herauskommen, und die letzten Wagen noch oben hineinrollen. Der Abstecher zu den Takakkaw-Falls wollen wir uns nicht entgehen lassen. Da Anhänger auf dieser Strecke nicht erlaubt sind, stellen wir ihn auf einem Ausstellplatz ab. Bis zum Strassenende sind es 13 km. Auf halber Strecke machen enge Serpentinen auch unserem „Hüsli“ solo zu schaffen. Zweimal muss Rico „sagen“. Vom Parkplatz geht es auf einem kurzen Pfad am und über den Yoho River bis an den Fuss der Takakkaw Falls, deren Wasser enorme 254 m tief hinabstürzt. Gespeist wird der zweithöchste Kanadische Wasserfall vom nur wenig oberhalb gelegenen Daly Gletscher. Nachdem wir unseren Anhänger wieder gefasst haben, verlassen wir den Yoho Nationalpark. Bei einem verlassenen Steinbruch stellen wir unser fahrendes Home etwas abseits der Strasse in die Sonne. Ideal zum Übernachten.

Gleich nach dem Frühstück fährt ein Motorrad-Fahrer vor. Ein bekanntes Gesicht kommt unter dem Helm zum Vorschein. Peter, den wir schon vor einigen Monaten in Dawson City getroffen haben, steht vor uns. Er ist immer noch „On the Road“. Und so klein die Welt manchmal ist, er kommt von Baden. Es gibt viel zu erzählen, erst am Nachmittag zieht er weiter. Da an unserem „Hüsli“ schon längst ein Service überfällig ist, beschliessen wir, es hier zu tun. An diesem Platz stört es kaum, auch wenn ein paar Tropfen Diesel und Öl daneben gehen sollten. Diesel- Öl- und Luftfilter werden ersetzt, geputzt, ausgeblasen und mit Benzin gereinigt. Fleissig schrauben wir auf und zu, neue Dichtungen werden eingesetzt und zu guter Letzt brechen wir eine Entlüftungsschraube ab. Ja super toll! Mit etwas Fantasie und Improvisation gelingt es uns, eine neue Schraube zu kreieren und zu basteln. Und siehe da, die Schraube passt und ist dicht.

Der weitere Verlauf unserer Route bringt uns zum und über den Rogers Pass. Danach wählen wir die Strecke entlang dem Shuswap Lake. Über 1‘000 km einsame, bewaldete Uferlinie mit ungezählten Buchten haben den Shuswap Lake für Hausbootferien populär gemacht. Der See zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Form aus. Vier lange „Arme“ sind über eine einzige Engstelle miteinander verbunden. Die Strasse folgt der Uferlinie des Salmon Arms über den gleichnamigen grösseren Ort der Region und so erreichen wir in Squilax das Westende des Sees.

Schon beim Aufstehen scheint die Sonne richtig warm. Es wird sicher ein super Tag. Auf jedenfalls vom Wetter her. So erreichen wir nach einigen Kilometern die Stadt Kamloops. Die Einfahrt auf der hochgelegenen Trasse bietet uns einen schönen Panorama-Blick über Stadt und Flusstal. Die wärmste Stadt Kanadas, mit Höchsttemperaturen von 28°C ist indessen ohne grossen Reiz für uns. Nachdem wir die Stadt verlassen, verändert sich die Landschaft dramatisch. Nun fahren wir durch eine von Trockenheit und Hitze gekennzeichnete Landschaft. Bei Savona erblicken wir eine holprige Zufahrt zum Kamloops See. Wow, super, wieder einmal ein schönes Plätzli zum stehenbleiben direkt am See und ganz allein. Das wir ausgenutzt.

Die Sonne scheint herrlich warm, unser einsamer Platz ist grandios, also bleiben wir für heute gleich hier stehen. Auf der gegenüberliegenden Seite schlängeln sich elegant die Güterzüge am Berg entlang. 108 Wagons werden von drei Locks gezogen. Gigantisch diese Länge. Sieht aus wie eine Schlange. Den Rest des Tages wird gefaulenzt.

Wir verlassen diesen schönen einsamen Ort und fahren weiter nach Cache Creek. Einst ein bedeutender Ort, aber heute nur noch ein heruntergekommener Kreuzungspunkt. Ab hier fahren wir südwärts dem Fraser River Canyon entlang. Der Fraser River hat sich in diesem Bereich tief ins Gebirge eingegraben. Eindruckvollster Abschnitt sind die 40 km zwischen Yale und Boston Bar. Hier klebt die Strasse förmlich an den Berghängen hoch über dem Fluss, während die Railway-Schienen unten an den Ufern entlangführen. Auf der Alexandria Bridge überqueren wir den Fraser River Canyon. Nur wenig nördlich der Brücke befindet sich ein Parkplatz über den wir zu Fuss auf der alten Strasse zur Alexandria Brücke von 1926 gelangen. Die noch intakte, nostalgische Brücke dient uns als Fotomotiv und der Parkplatz zum Schlafen.

Nach kurzer Fahrt kommen wir in das 6‘200 Einwohner zählende Hope. Die Kleinstadt ist nichts Besonderes, obwohl sie einst als Drehort des Filmes Rambo 1 diente. Wir verweilen einige Zeit in der Stadt und nehmen nun die letzten Kilometer unter die Räder. Ausserhalb Vancouvers, genau gesagt in Langley lebt schon seit vielen Jahren ein alter Schulfreund von Rico mit seiner Familie. Den gilt es nun zu besuchen. Da Gregor und Co. nichts von unserem Dasein in Kanada wissen, starten wir einen Überraschungseffekt. Das Haus zu finden ist aber nicht ganz einfach. Es gelingt uns nicht auf Anhieb, aber am frühen Abend stehen wir vor der Familie Koller. Nach über 25 Jahren sehen Gregor und Rico sich wieder. Es gibt viel zu erzählen. Wir plazieren unser „Hüsli“ auf ihrem Grundstück und bleiben erstmal hier.

Eine Stadtbesichtigung von Vancouver darf natürlich auf unserem Programm nicht fehlen. Erneut mit dem Motorrad fahren wir die gute 50 km in die Stadt Vancouver. Vancouver ist die attraktivste Grosstadt Kanadas, ihre Lage zwischen Küstengebirge, Fraser River und Meer unübertroffen. Strände und zahlreiche grüne Parks prägen das Stadtbild. Ein Spaziergang am Hafen entlang oder durch die denkmalgeschützte Heritage Site von Gastown machen unsere Stadtbesichtigung zu einem wahren Erlebnis. Nur wenige Gehminuten westlich von Downtown liegt der über 4 km2 grosse Stanley Park. Die von dichter Regenwaldvegetation bedeckte Landzunge dient seit 1889 als Erholungsraum und wurde nach dem damaligen Gouverneur, Lord Stanly, benannt. Mit dem Motorrad fahren wir durch den ganzen Park, immer wieder öffnen sich uns herrliche Blicke auf Vancouvers Skyline. Ein besonders schöner Fotostopp ist die Gruppe hoher Totempfähle; die meisten davon Replicas alter Totem des Haida-Indianer aus dem Nordwesten von British Columbia. Erst bei Dunkelheit kehren wir zu unserem „Hüsli“ zurück. Vancouver hat sicher einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen.

Die nächsten 8 Tage bleiben wir bei Gregor und Familie. Gregor hat viel Arbeit die erledigt werden muss. So geht ihm Rico ein wenig zur Hand. Ob Service an den Camper- Fahrzeugen, ausräumen eines überstellten Raumes oder Rasenmähen, es gibt immer etwas zum Werken.

Familie Koller fährt heute für ein paar Tage zur Erholung mit ihrem Camper weg. Für uns auch ein gutes Startsignal um weiter zu ziehen. Wir wollen Kanada nun heute endgültig verlassen und den nur 10 Minuten entfernten Grenzübergang in die USA Staate Washington nehmen. Die Einreise in die USA verläuft eigentlich problemlos, der einzige Schwachpunkt liegt darin, dass unsere drei Monate Aufenthalt in den USA noch nicht abgelaufen sind. Eine Einreise für weitere drei Monate ist daher nicht möglich. Legentlich 24 Tage bleiben uns zur Durchfahrt nach Mexiko. So werden wir halt die Reise hier etwas beschleunigen müssen, und die interessanten Sehenswürdigkeiten später nachholen. Unser kurliges Wohnmobil wird überhaupt nicht kontrolliert. Und schon sind wir in den USA. Wir sind schon etwas traurig, dass wir nun Kanada endgültig hinter uns lassen. Wir haben Kanada nur von seiner schönsten Seite kennengelernt. Das ganze Land von Ost nach West durchquert, vieles erlebt, beeindruckende Städte und Orte gesehen. Landschaften von denen wir bis dahin nur geträumt hatten usw. und eines nicht zu vergessen; wir durften Menschen kennenlernen, die wir wahrscheinlich nie mehr ganz vergessen werden. Freundliche, herzensgute Leute haben unsere Reise durch Kanada und Alaska zu einem einmaligen Erlebnis werden lassen. Danke!

Unsere Fahrt durch den Staat Washington verläuft im direkten Weg nach Süden. Auf dem Highway 5. Dieser Highway führt uns auf direktem Weg nach Seattle. Leider müssen wir aus Zeitmangel diese sicher interessante Stadt rechts liegen lassen. Wir
bleiben auf dem Highway 5 und überqueren vor Portland die Bundesstaats-Grenze nach Oregon. Unser Weg führt uns mitten durch Portland hindurch. Die Stadt veranlasst uns aber zu keinem Stopp und so verlassen wir Portland gleich wieder. Weiter südlich verlassen wir nun den Highway 5 nach Westen , um auf der Küstenstrasse US 101 nach Süden zu gelangen. Bei Lincoln City erreichen wir den Pacific. Und auch schon bald unser heutiges Etappen-Ziel.

Seit längerem wissen wir, dass unser „Hüsli“ dringend zwei neue Schuhe (Reifen) braucht. Von den hinteren Zwillingsreifen sind die Inneren nicht mehr das Gelbe vom Ei. Wir sind der Meinung, dass es sich in Oregon lohnt, neue Reifen zu kaufen, da dieser Staat keine Verkaufs-Steuern erhebt. Also starten wir nun die Suche und fragen bei verschiedenen Pneu-Händlern nach. Na klar, das ist natürlich nicht so einfach. Wir haben ja wieder mal eine Grösse, die nicht üblich ist. Der Erste hat keine, der Zweite will keine, der Dritte will keine wollen usw. Also werden wir am Montag weitersuchen. Wir geniessen trotzdem die wunderschöne Fahrt der Küste entlang.
Einer der besten Abschnitte der US 101 beginnt hinter Yachats. Die Strasse verläuft weitgehend direkt am Pazifik, teilweise hoch über dem Meer mit steil abfallenden Felswänden. Immer wieder erblicken wir schöne Strände die wunderbar von Felsen eingeschlossen sind aber leider mit dem „Hüsli“ nicht zu erreichen. In Reedsport erblicken wir einen riesigen Yachthafen. Unzählige Campmobile stehen überall verteilt. Wir nutzen die Gelegenheit und suchen uns auch ein geeignetes Plätzli aus.

Heute werden wir uns erneut mit der Reifen-Geschichte befassen. In Coos Bay werden wir endlich fündig. Neue Reifen können bestellt werden, dauert aber 4-5 Tage. Wir lassen uns zwangsläufig auf dieses Geschäft ein, aber wir werden die Reifen in der letzten Stadt Oregons in einer Filiale abholen. So sparen wir die Verkaufssteuer, müssen aber unser Tempo ein bisschen reduzieren. Wieder mal ziemlich versteckt hinter Büschen richten wir unser Nachtquartier ein.

Gegen Mittag erreichen wir schon die letzte Stadt Oregons. Wir gehen schon mal beim Pneu-Händler vorbei und fragen, ob eventuell die Reifen schon da sind. Leider nein, vor Freitag Nachmittag ist nichts zu wollen. Aber bei dieser Gelegenheit lassen wir uns gleich die noch intakten Vorderreifen nach hinten anstelle der flach gefahrenen wechseln. Vorne montieren wir die fast neuen Ersatzreifen. Die neu erworbenen werden wir also nur als neue Ersatzreifen brauchen. Das Profil ist eben nicht ganz dasselbe. Da wir die Trilex-Felgen selber de- und montieren werden, verrechnet man uns gar nichts. Gutes Angebot.

Da wir den heutigen Tag noch Zeit haben, fahren wir über die Bundesstaats-Grenze nach Kalifornien. In Kalifornien verlässt die US 101 bald die Küste landeinwärts. Bis nach Crescent City, einem Städtchen am Meer, sind es nur rund 20 Meilen. Wir nehmen heute wieder mal einen Camping-Platz, so können wir noch die alten Reifen von den Felgen befreien und diese morgen gleich beim Händler entsorgen.

Unmittelbar südlich von Crescent City beginnt der Redwood National Park, welcher die letzten grösseren Redwood-Bestände Nordkaliforniens vor den Sägen der Logging Companies gerettet hat. Die mächtigen Bäume, von denen einzelne ein Alter von bis zu 2000 Jahren, über 100 m Höhe und 6 m Durchmesser am Boden erreichen können. Gigantisch stehen die Riesen vor uns. Wir kommen uns vor wie kleine Ameisen. Selbst unser „Hüsli“ wirkt winzig. Nun fahren wir zurück nach Oregon um unsere Reifen abzuholen. Ja super, die Reifen sind da und nicht mal halb so teuer wie in der Schweiz. Die Neuen werden auf- und die alten abgeladen und schon ziehen wir von dannen, fahren zurück nach Kalifornien, vorbei an Crescent City bis wir einen geeigneten Stellplatz mit Meeressicht finden. Zur späten Stunde hören wir plötzlich Feuerwehr-Sirenen. Wie wild rasen sie an uns vorbei, draussen sehen wir dann, dass sich gleich hinter dem nächsten Hügel ein grösserer Waldbrand ausbreitet. Trotzdem bleiben wir stehen.

Schon früh werden wir von Helikoptern, die dicht über uns hinweg fliegen, geweckt. Noch etwas verschlafen gehen wir nach draussen und sehen dass der Waldbrand noch voll am Wirken ist. Gleich hinter der nächsten Kurve befindet sich ein kleiner See, und dort holen die drei Helikopter das Löschwasser. Wir beobachten das Treiben und Fliegen eine kurze Zeit und fahren dann weiter bis in das hochgelegene Städtchen Garberville. Es genoss in den 1970er und 1980er Jahren den bemerkenswerten Ruf einer Marihuana Capital of California und behielt ihn ein bisschen bis heute. Die Wälder der Umgebung eignen sich offenbar gut zum Anbau von Hanf. Für uns eignet sich ein grosser Parkplatz abseits der Strasse, um unsere Felgen auf die neuen Reifen zu montieren und zum Übernachten. Anstatt Hanf – Krampf.

Wir müssen uns heute richtig ran halten, damit wir die restlichen 130 Meilen bis San Francisco schaffen. Erst gegen Abend erreichen wir die Stadtnähe. Auf der Suche nach einem geeigneten Camping-Platz werden wir beim China Camp State Park an der San Pablo Bay fündig. Morgen werden wir mit dem Töff nach San Francisco fahren. Leider teilt uns aber der Camp Host mit, dass für morgen Regen angesagt ist. Und schon hat er uns die Freude verdorben.

Tatsächlich, schon in der Nacht hat es zünftig zu regnen begonnen. Kein Spass bei diesem Wetter mit dem Motorrad zu fahren. Was nun? Wir haben nur noch 10 Tage Zeit. Trotzdem entscheiden wir uns, den Regentag abzuwarten. Morgen soll es nämlich wieder besser sein.

Am Morgen liegt noch dichter Nebel in der Luft. Es hat zwar aufgehört zu regnen, aber richtig schön ist es noch nicht. Trotzdem fahren wir mit dem Töff nach San Francisco. Von Norden kommend muss man zwangsläufig über die weltberühmte Golden Gate Bridge. Mit dem Motorrad fätzen wir über die Brücke, die nur stadteinwärts gebührenpflichtig ist. Super Gefühl. Nun drückt die Sonne und so langsam wird es wärmer. Auf Anhieb gefällt uns San Francisco. Die enorm steilen Nebenstrassen wären für unser „Hüsli“ eine Tortur. Nicht zu vergessen, im Steilhang anzufahren. Einige Strassen sind dermassen steil, dass sogar unser Töff kämpfen muss. Aber Spass macht‘s auf jeden Fall. Auf der einen fahren wir hoch, auf der anderen wieder runter bis wir dann bei der berühmten Fishermen’s Wharf Pier 39 Fish and Chips geniessen. (So macht doch s’Läbe no Freud.) Natürlich müssen wir einmal die Crookedest Road of the World runter fahren. In engen Serpentinen, welche für unser „Hüsli“ ein unmögliches Unterfangen wäre, geht es durch Blumenbeete und vorbei an gepflegten Anwesen der lokalen Oberschicht steil hinunter. Vom Telegraph Hill haben wir eine schöne Sicht über die Stadt und so endet unsere Stadtbesichtigung von San Francisco am späten Abend. Erneut fahren wir über die Golden Gate Brücke zurück zu unserem Hüsli.

Die Küstenstrasse US 101 verläuft auf direktem Weg mitten durch San Francisco und so müssen wir mit unserem „Hüsli“ einmal über die Golden Gate Brücke. 12$ ist uns dieser Spass schon wert, denn wir sind fest der Meinung, dass unser „Hüsli“ der erste Saurer 2DM mit inf. Anhänger ist, der über die Golden Gate Bridge von San Francisco gefahren ist. Die Fahrt durch die Stadt verläuft problemlos und schon fahren wir durch eine schöne Hügellandschaft, vertrocknet aber bespickt mit Tausenden von Windkrafträdern. Erneut auf dem Highway 5 fahren wir Richtung Los Angeles. Wir fahren bis in den späten Abend hinein, denn nun drängt die Zeit wirklich. Wir wollten eigentlich Los Angeles und Las Vegas vor dem Verlassen der USA besichtigen. Nun müssen wir uns für eines entscheiden. Die Wahl fällt auf Las Vegas, Los Angeles werden wir später nachholen.

Den ganzen Tag fahren wir auf dem Highway, es sind noch 600 km bis nach Las Vegas. Bei Bakersfield verlassen wir den Highway 5 und fahren Richtung Osten. Nun steigen die Temperaturen enorm, ja wir können schon sagen, es ist richtig heiss. Die Wüste lässt grüssen. Dementsprechend auch die Landschaft; flach, ausgetrocknet und mit Kakteen versehen.

Noch ca. 180 Meilen trennen uns von der Spielstadt in der Wüste. Wieder stundenlang fahren wir auf dem Highway. Die Sonne drückt mega heiss. Die Strasse steigt über mehrere Meilen an, und plötzlich; ein ungewöhnliches Geräusch aus dem Motor, schneeweisser Rauch aus dem Auspuff gefolgt von einer Wasserfontäne. Sofort halten wir an und wissen auf Anhieb, da ist was Grösseres kaputt. Oh oh, so ein Mist, nun stehen wir mitten in der Wüste. An eine Weiterfahrt ist nicht zu denken. Wir vermuten, dass die Zylinderkopf-Dichtung im Eimer ist. Über eine Notrufsäule verständigen wir einen Abschleppdienst. Nach langem Warten erscheint ein LKW mit Tieflader und nimmt uns Huckepack. Der Fahrer meint, Las Vegas wäre die beste Möglichkeit um eine Garage zu finden. Bis dorthin sind es aber noch 130 Meilen. Mamma mia, das wird aber teuer. Wir einigen uns auf 5 Stunden Verrechnung was 1‘150 US$ bedeutet! „Hüsli“ samt inf. Anhänger stehen nun auf dem Tieflader und so geht’s per Huckepack nach Las Vegas. In der Spielerstadt lassen wir uns bei Freightliner (Lastwagen-Werkstatt) in North Las Vegas absetzen, in der Hoffnung, dass die uns helfen können. Da es inzwischen Samstag Abend ist, geht sicher vor Montag früh nichts. Scheisse!! Unsere Stimmung ist höllisch schnell auf dem Nullpunkt gelandet. Trotzdem startet Rico ein paar Telefongespräche, die unseren Unmut noch tiefer sinken lassen. Nach Aussagen von kompetenten Mechanikern ist mit mehr als nur der Dichtung zu rechnen. Eventuell sogar ein grösserer Motorenschaden. Na super und unsere Aufenthaltsbewilligung in den USA läuft in einer Woche aus. Was nun, was nun, was nun????

Da zum Glück unser Töff noch läuft, sind wir wenigstens mobil. Als erstes steuern wir den Flughafen an, um bei der Imigration eventuell eine Verlängerung zu bekommen. Leider Sonntags geschlossen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als den Montag abzuwarten. So begeben wir uns trotz allem auf City Tour in Las Vegas. Die Grösse der Stadt, die bunten Leuchtreklamen und die Themen-Bereiche (Nachbildungen von New York, Paris, Luxor, Venedig etc.) sind schon sehr beeindruckend. Ganz zu schweigen von den riesigen Casinos. Aber geniessen können wir es nicht so richtig.

Unser erster Gang am Montagmorgen führt uns in die Werkstatt von Freightliner. Technische Hilfe können wir hier aber nicht erwarten, keiner möchte sich an den Saurer wagen. Trotzdem sind sie sehr hilfsbereit, Telefon, Waschmaschine und Aufenthaltsraum dürfen wir kostenlos benutzen. Unsere Telefongespräche gehen ins unzählige, immer wieder geht eine Tür auf, aber dafür schliessen sich zwei andere. Walter Stutz aus der Schweiz ist im Moment unser wichtigster Ansprechpartner. Keiner kennt den Saurer so gut wie er. Er meint, wir müssen den Motor unbedingt öffnen, um zu sehen was genau kaputt ist. Gütigerweise schickt er uns per Fax alle nötigen Instruktionen. Weiter macht uns auch unsere Aufenthaltsbewilligung grosse Sorgen. Erneut am Flughafen müssen wir feststellen, dass es auf keinen Fall eine Verlängerung gibt. Der freundliche, hilfsbereite Beamte hilft uns aber einen Einstellplatz (Store Room) für unser „Hüsli“ zu finden. Und so treffen wir auf eine nette Lady, die bereit ist, unser defektes „Hüsli“ zu einem akzeptablen Preis unterzustellen, solange wir es wünschen. Einen Mechaniker, der sich nicht vor einem Saurer scheut, kann sie uns auch gleich bieten. Etwas erleichtert wissen wir nun, was zu tun ist. Wieder auf einem Tieflader bringen wir unser „Hüsli“ zum Einstellplatz. Sofort beginnt der Mechaniker mit der Arbeit. Der Motor ist geöffnet, der Schock gross. 1 Zylinder und 1 Kolben mit Büchse sind im Eimer, wie befürchtet ein grosser Motorenschaden! Nun wissen wir mit Bestimmtheit, dass unsere Reise durch Nordamerika leider hier etwas verfrüht, nach 8 Monaten und 30‘562 gefahrenen Kilometern endet. Einstellen wollten wir das Fahrzeug sowieso im Raum Las Vegas, aber eben noch nicht jetzt. Zum Glück haben wir hier einen super Mechaniker zur Hand, der unser „Hüsli“ wieder fahrbereit macht, und so werden wir halt das jetzt Versäumte später nachholen. Es liegt nun an uns, ihm die entsprechenden Ersatzteile zu liefern. Per Internet buchen wir uns einen Flug nach Hause für den Freitag. Und so werden wir am Samstag 24. Oktober 2009 um 15:30 h notgedrungen am Flughafen Zürich landen.



Dies war leider unser vorerst letzter Reisebericht



Route durch Kanada & Alaska



Fotogalerie Kanada

Klicken Sie hier, um zur Galerie zu gelangen.


Route durch USA



Fotogalerie USA

Klicken Sie hier, um zur Galerie zu gelangen.