Reisebericht vom 17. Januar 2011

Nachdem wir schöne Weihnachten hatten, zieht es uns weiter. Die Route führt uns über das nördliche Ende des Lake Powell und damit über den Glen Canyon Dam. Mit der Absperrung des Colorado River wurde ab 1962 eine Canyon Landschaft gewaltigen Ausmasses überflutet. Das zerklüftete Wüstengelände sorgte für einen 150 Kilometer langen See (Lake Powell) und zahllosen Seitenarmen und Buchten. So erreichen wir erneut die Stadt Page, die touristische Drehscheibe für den Lake Powell. Page entstand erst mit dem Bau des Glen Canyon Dams ab den 1950er Jahren und erlebte mit der Entwicklung der Glen Canyon Area zum grössten Wassersport-Dorado der USA, einen rasanten Aufschwung. Nur wenige Meilen hinter Page liegt der von vielen Fotos her bekannte Horseshoe Bend. In einer engen Kehre des Colorado River entstand die Hufeisen-Kurve. Hoch über dem Fluss knipsen wir wunderschöne Bilder. In der Umgebung von Page gibt es noch weitere interessante Naturschauspiele. Auf keinen Fall möchten wir uns den Anteloupe Canyon entgehen lassen. Nur einige Meilen östlich von Page liegt unter eintöniger Landschaft eine verborgene Schlitzschlucht. Sie ist bekannt für sagenhafte, durch Auswaschung entstandene Formen und Farben. Der Canyon steht ausschliesslich unter der Verwaltung der Navajo Indianer. Beim Eingang zahlen wir einen heftigen Eintritt (US$ 26.- pro Person). Auf eigene Faust würden wir den Einstieg nicht finden. Ein junger Indianer zeigt uns einen kleinen Schlitz im Felsen wo wir eine Leiter hinunter steigen. Wow, wow, wow! Der erste Eindruck ist überwältigend. Da unten öffnet sich uns eine andere Welt. Eine enge, ausgewaschene Schlucht, mit bizarren Formen. Das teilweise spärliche Licht bringt die unterschiedlichsten Farbtöne zum Vorschein. Farben von ocker über gelb bis blutorange, von lila über rosa bis violett sind künstlerisch und natürlich ineinander gemischt. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. An jeder Ecke könnten wir stundenlang fotografieren, filmen, staunen und verweilen. Erst nach 3 Stunden kriechen wir wieder aus dem 1,6 km langen Canyon heraus. Gigantisch, wir haben schon viel gesehen, aber so was noch nicht! Hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Auf der Strasse 98 fahren wir weiter durch flaches Nichts, einer Wüsten-Landschaft, trocken und unbewohnt. Bei der Ortschaft Kayenta fahren wir auf der 163 Richtung Norden. Bereits sehen wir die ersten Monolithen des so viel beschriebenen und in zahlreichen Western-Filmen gesehenen Fels-Formationen. Das Kerngebiet der spektakulären Massive, als Überbleibsel einer vor Jahrtausenden zusammenhängenden Hochebene auch „Zeugenberge“ genannt, liegt eine Meile östlich der Strasse 163 immer noch auf Arizona Territorium. Auch das Monument Valley wird ausschliesslich von den Navajo Indianern verwaltet. Nachdem wir US$ 5.- pro Person Eintritt bezahlt haben, beginnt die staubige Fahrt hinunter zu den rostroten Monolithen und Felsnadeln. Die Befahrbarkeit der 17-Meilen-Strecke ist weitgehend unproblematisch, aber holpert schon gehörig. Für unser „Hüsli“ natürlich kein Problem, langsam und gemütlich fahren wir durch das Valley. Immer wieder müssen wir filmen, fotografieren und staunen. Hat man doch in der Kindheit schon oft davon geträumt, einmal in dieser in alten Western-Filmen gesehenen Landschaft von John Wayne und Konsorte zu sein. Nun können wir sogar mit unserem alten Saurer durch diese fantastische Landschaft kurven. Das macht uns schon ein bisschen stolz. Auch der Wettergott steht heute wieder auf unserer Seite. Nachdem ein 5 Dollar Schein den Besitzer gewechselt hat, haben wir die Erlaubnis im Monument Valley zu campieren.

In der Nacht wurde es schon etwas kalt, aber schnell wärmt die Sonne unser Hüsli wieder auf. Heute ist es etwas bewölkt und so fahren wir weiter Richtung Norden. Seit Jahren ist Rico im Besitz eines Bildes mit einer langen Strasse, im Hintergrund die Felsformationen des Monument Valley. Oft träumte er davon, einmal diese Strecke mit dem „Hüsli“ fahren zu können. Und heute ist es soweit. Immer wieder vergleicht Rico das Bild im Natel mit der Wirklichkeit. Bis die richtige Stelle fürs Foto gefunden ist, braucht’s jedoch mehrere Anläufe. Dreimal müssen wir die Strecke abfahren, dann ist das Bild im Kasten und Rico glücklich. Kurz danach erreichen wir die Bundesgrenze nach Utah. Bis zur Ortschaft Mexican Hat ist es nicht mehr weit. Seinen Namen verdankt sie einem auffälligen Sandstein-Gebilde, das an einen mexikanischen Sombrero erinnert. Ohne Pause fahren wir bis in die Ortschaft Bluff. Die Sehenswürdigkeit des Ortes sind die Sandsteintürme Navajo-Twins. Hier machen wir Kaffeepause. Ab hier fahren wir südöstlich und erreichen die einzige 4-Staaten-Ecke der USA. Ein Bronce-Monument markiert diesen Punkt, über dem wir uns auf allen Vieren gleichzeitig in Colorado, New Mexico, Arizona und Utah niederlassen können. Bunte Verkaufsstände für Navajo-Schmuck, Gewebtes, Keramik etc. sorgen für Farbtupfer im ansonsten öden Gelände. Wir entschliessen uns, gleich hier zu übernachten. Aber in welchem Staat ist hier die Frage???

Die enorme Höhenlage (ca. 1800 m.ü.M.) bekommen wir schnell zu spüren. In der Nacht erreicht das Thermometer Minus-Temperaturen und auch tagsüber wird es nicht mehr so richtig schön warm. So planen wir unsere weitere Route Richtung Süden von Arizona der Wärme entgegen. Die Region Phoenix ist für seine warme Winter bekannt. Bis dahin trennen uns aber noch einige hundert Meilen.
Nun hat uns der Winter wieder so richtig eingeholt. Es ist regnerisch, kalt, einfach richtig gruusig. Es gilt aber noch einige Pässe für uns und unser „Hüsli“ zu überwinden. Langsam kriechen wir jeweils den Berg hoch, wo uns immer wieder Schnee erwartet. Etwas rasanter ist die Talfahrt aber leider nur von kurzer Dauer, denn schon geht’s wieder über den nächsten Pass. Die Ortschaft Globe nutzen wir als Zwischen-Übernachtung. Heute hat es fast den ganzen Tag geregnet und geschneit, gar nicht nach unserem Gusto.

Weiter auf der Strasse 60 Richtung Süden gilt es noch den letzten Pass zu überwinden. Wenn es nicht gerade schneien würde, wäre das eine wunderschöne Fahrt. Wir können uns aber leider nicht daran erfreuen. Nun endlich ist es soweit, wir erreichen das weite Tal der Apachen. Schnell verlieren wir an Höhe und gewinnen an Wärme. Die öde Berglandschaft wird durch eine trockene, flache Landschaft mit tausenden von riesigen Kakteen ausgetauscht. Wir erreichen Apache Junction, einen Vorort von Phoenix.
Wir fahren zum nur wenige Meilen entfernten Lost Dutchman State Park und ergattern ein super cooles Plätzli, wie gewünscht zwischen Büschen und Kakteen. Einer der grossen, schönen Kakteen steht sogar bei uns im Garten. Ja genau, so muss es sein. Wir werden für einige Tage hier stehen bleiben, das schöne Wetter und die Landschaft geniessen. Nicht immer nur fahren, sondern auch mal ein bisschen Faulenzen.

Der Lost Dutchman State Park liegt bei Apache Junction in der Sonora Wüste, ca. 40 Meilen östlich von Phoenix. Als Kulisse dienen die herrlichen Superstition Mountains inmitten tausender Saguaros Kakteen. Die Saguaros sind die höchsten Kakteen der USA. Die majestätischen bis zu 15 Meter hohen Kakteen findet man nur in der Sonora Wüste von Arizona und in Mexico. Der Saguaro Kaktus wurde zum Symbol des Staates Arizona, somit kann man ihn sogar auf den Auto-Nummernschilder wiederfinden. Uns gefällt dieses kurlige Gewächs so gut, am liebsten würden wir einen mitnehmen. Sollten wir einmal ein Haus bauen, dann müsste es wahrscheinlich hier zwischen den Kakteen sein.
Am Montag lässt sich Monika genüsslich die Sonne auf den Körper scheinen, inzwischen möchte Rico mit dem Töff in die Stadt fahren, um einzukaufen. Aber oh weh, er springt nicht an, beim Vergaser läuft Benzin raus. Wird wohl heute nichts. Also hüpft Rico ins Übergwändli und die Werkzeugkiste muss her. Das Motorrad wird zerlegt, der Vergaser wird ausgebaut, gereinigt und wieder montiert. Zwischendurch kriegen wir Besuch von diversen Vögeln, unter anderem dem Roadrunner, von Ground Squirrels (Streifenhörnchen) und Jackrabbits (Hase).
In der sternenklaren Nacht stehen wir auf unserem Balkon und hören deutlich das Geheule der Koyoten. Ein unheimliches Gefühl und doch faszinierend so mitten in der Wildnis zu sein.

Nun sind wir schon fast eine Woche hier und es gefällt uns immer noch. Wahrscheinlich könnten wir noch lange hier ausharren. Aber leider können wir nicht ewig hier bleiben, wir wollen ja trotz allem noch etwas anderes sehen. Wie zum Beispiel den Lake Pleasant nördlich von Phoenix. Es sind nur gerade 130 km die wir zügig über den Highway zurücklegen. Für den offiziellen Campground ist unser „Hüsli“ zu gross. Der Park Ranger gibt uns den Tipp auf der Nordseite des Sees könnten wir direkt am Ufer campieren. Da hätte es genügend Platz und wenig Leute. Tatsächlich sind wir die Einzigen. Nun stehen wir wieder direkt am Wasser, mit den Enten haben wir uns auch schon angefreundet. Aber so schön wie bei den Kakteen ist es nicht. Das Wetter ist o.k. aber zum Baden reicht es nicht.



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Route bis Lake Pleasant